Agnes Harnisch Agnes Harnisch

„Sch....*, die Calzone brennt!“

Kinderkletterwochenende in der sächsischen Schweiz

Durchatmen! Luft holen! Einen Cappuccino genießen. Nach einem langen aufregendem Arbeitstag auf der Festung Königstein, sitze ich um 17:00 Uhr auf der Wiese des Hostel Hinterland, genieße die Ruhe und die spätnachmittäglichen Sonnenstrahlen. Gegen 18:00 Uhr trudeln so nach und nach die Familien der Freitagskinderklettergruppe ein, beziehen die Betten im großen Schlafraum des Hostels oder bauen die ihre Zelte auf der Zeltwiese auf.

 

Und was haben wir doch für ein Glück! Dank unseres gruppeneigenen Kochs Dennis wird das kulinarische Niveau einer DAV-Tour auf ein ganz neues Level gehoben. Schon eine Stunde später steht ein leckeres Zitronencurry mit Reis auf einem der großen Tische in der Scheune.

Gute gestärkt und ausgeruht starten wir am Morgen mit einem fröhlichen Ballspiel in den Tag. So kommen die müden Glieder in Bewegung und die Kühle aus dem Körper. Es dient zugleich als Namenkennlernspiel, wobei wir versuchen Paul den Baum, Hans die Hecke und Peter den Pfosten unversehrt zu lassen.

 

2 Stunden später am Laasenturm treffen wir auf eine weitere Kinderklettergruppe. Sie sind vom SBB. Mit einer freundlichen Kommunikation arrangieren wir uns schnell und beklettern den kleinen Turm von allen Seiten. Für die meisten Kinder ist es tatsächlich der erste Kontakt mit dem sächsischen Sandstein. Das ist natürlich eine Herausforderung. Die in den runden Löchern versteckten Griffe muss man erst einmal finden. Den Füßen gilt es auf der Reibung des Sandsteins zu vertrauen. Und dann auch noch all dieses andere Gedöns von wegen: „Agnes, wo sind hier eigentlich die Haken?“ und „Wie kommen wir hier wieder runter?“ Da ist ganz schnell viel Aufregung und auch ein bisschen Angst vorhanden. Selbst die Erwachsenen ringen mit sich. Dennis, der so unglaublich gern für uns alle kocht, vor Höhe aber einen heiden Respekt hat, wächst hier heute über sich hinaus. Zwei Mal nimmt er vergeblich Anlauf an der Südostwand. Über die Ostkante gelingt ihm dann sein erster sächsischer Gipfel. Auch die Kinder, von groß bis klein, entwickeln mit jedem Weg mehr Vertrauen in den Stein, die Kletterei, das Material und die Abläufe auf dem Gipfel. Ich blicke in fröhliche Gesichter.

 Auf dem Heimweg werden die Energiereserven mit einem Eis wieder aufgefüllt und im Hostel Hinterland hat Christoph den großen Pizzaofen bereits angeheizt. Aus den vorbereiteten Teiglingen werden hier mittels „busfahrerkreiselnden“ Bewegungen Pizzaböden geformt und ganz individuell belegt. Falk und Valentin wechseln sich im Bestücken des Pizzaofens ab. Das klappt tatsächlich erstaunlich gut. In dem ca. 230 Grad warmen Ofen brauchen die Pizzen nur 2 bis 3 min und sind verzehrfertig. Nur die Calzone liegt dann wohl doch etwas nah an der Glut. Die fängt ganz unvermittelt ein bisschen Feuer.

 Für den Sonntag haben wir uns den Papststein als Ziel ausgeguckt. Nachdem alle Betten abgezogen, die Zelte und Schlafsäcke wieder verpackt sind, geht es die Stufen zum Papststein hinauf. Da kann man schon mal den Abzweig zum Kletterfelsen übersehen und dafür ein paar Extrahöhenmeter steigen. Schnell sind wir aber wieder vollzählig und erobern uns den Papst über die Sonntagsvesper und den Scherbelweg.

Als große Gemeinschaftsaufgabe wagen wir uns alle zusammen, Kinder und Eltern, über den Alten Weg auf den Papststein. Was für uns erfahrene Kletterer wie ein leichter Zustieg anmutet, ist für manche Eltern hier heute eine echte Herausforderung. Wieder einmal machen wir die Erfahrung, wie gut uns solche Aufgaben mit gemeinsamer Unterstützung gelingen. Die ganze Gruppe auf dem Gipfel! Was für ein Erlebnis. Ganz spontan lernen einige Eltern bei der Gelegenheit das Abseilen und für Dennis ist es sogar schon der zweite sächsische Gipfel. Ob er das am Freitag Abend für möglich gehalten hätte? Gegen 15:00 Uhr stehen alle großen und kleinen KletterInnen wieder unversehrt auf dem Parkplatz zwischen Gorisch und Papststein und treten die Heimreise an.

 Ich für mein Teil genieße die Heimfahrt per Rad nach Dresden. Es war wieder einmal ein schönes erlebnisreiches Wochenende.

Agnes, 27. Mai 2025

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“Jetzt wird’s schwer! Wie immer”

HerbstHüttenWanderWochenende 2024

„Agnes? Warum können wir nicht um 10:00 Uhr mit der S-Bahn fahren?“

„Weil es immer zeitig los geht, wenn man mit Agnes eine Bergtour macht! Und außerdem sind die Tage doch jetzt so kurz und wir wollen was erleben.“ so Toms folgerichtige Antwort am Freitagabend.

Tatsächlich bin ich mir am Samstag morgen auch nicht mehr ganz so sicher, ob die S-Bahn um 7:29 Uhr zu nehmen nicht doch ein bisschen zu ambitioniert war. Die müden Gesichter der Kinder und Eltern sprechen Bände, ausgeschlafen hat hier keiner. Wir fahren bis Krippen und setzen mit der Fähre über nach Postelwitz. Das Schrammtor ist unser erstes Tageszwischenziel, wo uns Tom bereits erwartet. Mit ihm sind wir nun 15 Personen von klein bis groß und 7 bis 50 Jahren.

Den vagen Plan hier am Bierdeckel einen Kletterstopp einzulegen, hat das nunmehr über uns hereingebrochene kühle, feuchte Herbstwetter zuverlässig verhindert. Die Felsen sind nass. Aber aus dem letzten Jahr kennen wir es bereits: Pläne werden agil adaptiert. So machen wir heute an dieser Stelle eine Stiegentour aus dem Kletterplan.

Nach einer ersten der vielen Gummibärchenpausen im Schrammtor geht es auch fast nahtlos weiter. Der Wildschützensteig bringt uns eine Etage höher.

Bevor es zur Schrammsteinaussicht hinauf geht, gibt es – ganz klar – noch eine nächste kurze Teetrinkpause.

Der Himmel wird langsam heller, es klart auf. Der Wetterbericht prophezeit, dass es heute bedeckt bleiben wird. Der Nieselregen von heute Morgen hat aber aufgehört.

 Nach einem ausgiebigen weiten Rundumblick geht es für uns weiter auf dem Gratweg. Am Abzweig zur Affensteinprommenade wird gemeinschaftlich auf die Wanderkarte geguckt.

„Sind wir richtig?“

„Wie weit ist es denn noch?“

Ja, wenn man das immer so genau wüsste! Wie weit ist es denn noch bis zur Häntzschelstiege?

Die obere Affensteinprommenade führt uns vorbei am Domkessel zum kleinen Prebischtor. Hier, wie sollte es anders sein, die nächste Pause. Es ist Mittag. Ein paar wenige Wegbiegungen später stehen wir am Einstieg zum oberen Teil der Häntzschelstiege. Hier stehen auch schon ein „paar mehr“ Menschen. Wo kommen die denn jetzt her? Der Einstiegsspalt ist mit mehr oder weniger überforderten WanderInnen verstopft. Wir legen erst einmal die mitgebrachten Gurte an, verteilen Klettersteigsets und Selbstsicherungen. Dann verstopfen wir den Einstiegsspalt.

Die Stimmung ist breit aufgefächert. Von euphorisch bis klaustrophobisch angespannt ist hier alles dabei. Wie immer funktioniert es mit gegenseitiger Unterstützung sehr gut. Von so manchem unsicheren fremden Wanderer werden unsere Kletterkinder bestaunt, wie behände sie die Leitern bewältigen. Am Ausstieg blicke ich in glückliche, stolze Gesichter.

Inzwischen ist mit 14:00 Uhr der Tag schon fortgeschritten. Die frühe S-Bahn zu nehmen, so meine Erkenntnis, war schon die richtige Entscheidung. Da unser Tagesziel die Vereinshütte des KV Waltersdorf in Mittelndorf ist, ist es an der Zeit, den kürzesten Abstieg ins Kirnitzschtal zu finden. Dafür bietet sich die Wolfsfalle an. Hier sind noch einmal alle gefordert. Der verstecke Abstieg ist steil und auch ein bisschen schmierig.

„Jetzt wird’s schwer. Wie immer!“ konstatiert Line.

Großartig, wie die Jugend der Klettergruppe an solchen Stellen den Jüngsten gegenseitig unterstützend und helfend beisteht. So können sich die hier gut gefordert Eltern und Erwachsenen auf sich konzentrieren.

Für den letzten Aufstieg müssen noch einmal alle Energiereserven mobilisiert werden. Irgendwie vergesse ich bei meiner Planung immer wieder, wie lang sich dieser letzte Abschnitt bis nach Mittelndorf zieht. Steil geht es bergauf und alle kurzen und langen Beine steigen tapfer hinauf. An der Hütte angekommen stehen 19,8 km und 714 hm auf meiner Uhr. Eine stolze Leistung für die jungen Beine.

In der Hütte ist von den Kindern schon nach wenigen Minuten nichts mehr zu sehen. Sie sind im Bettenlager verschwunden und kommen erst wieder raus, als dank unseres lieben Kochs die warmen Nudeln mit der Tomatensoße auf dem Tisch stehen. Ein langer Hüttenabend wird es auch bei den Erwachsenen nicht.

„Wandern macht Spaß!“ erklärt uns Florian am nächsten Morgen beim Frühstück. Der Sonntag beschenkt uns mit herrlichem Sonnenschein und klarer Sicht. Nachdem wir gemeinsam die Hütte aufgeräumt und das Gepäck wieder bei Tom ins Auto gepackt haben, laufen wir über den Panoramaweg nach Bad Schandau. Die S-Bahn bringt uns am frühen Nachmittag nach Dresden zurück.

Rückreiseresümee der Teilnehmer zur Tour:

„Was für ein schöner Abschluss. So ein schöner Panoramaweg!“ - Henning

„Für mich war alles neu“ - Antje

„Ich habe besser geschlafen, als zu Hause.“ - Vivien

„Ich habe ein Muskelkater wie lange nicht.“ - Claudia

„Ich habe noch nie so einen krassen Abstieg gemacht. Das hat sich richtig wie wandern angefühlt.“ - Dennis

„Ja, ich fand’s schon gut. Das nächste Mal ein bisschen mehr und länger klettern. Der Runterweg hat mir besonders gut gefallen.“ - Florian

„Ich fand’s super. Ein bisschen anstrengend, aber gut.“ - Line

„Grenzen austesten.“ - Nova

 Agnes, Oktober 2024

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