„Sch....*, die Calzone brennt!“
Durchatmen! Luft holen! Einen Cappuccino genießen. Nach einem langen aufregendem Arbeitstag auf der Festung Königstein, sitze ich um 17:00 Uhr auf der Wiese des Hostel Hinterland, genieße die Ruhe und die spätnachmittäglichen Sonnenstrahlen. Gegen 18:00 Uhr trudeln so nach und nach die Familien der Freitagskinderklettergruppe ein, beziehen die Betten im großen Schlafraum des Hostels oder bauen die ihre Zelte auf der Zeltwiese auf.
Und was haben wir doch für ein Glück! Dank unseres gruppeneigenen Kochs Dennis wird das kulinarische Niveau einer DAV-Tour auf ein ganz neues Level gehoben. Schon eine Stunde später steht ein leckeres Zitronencurry mit Reis auf einem der großen Tische in der Scheune.
Gute gestärkt und ausgeruht starten wir am Morgen mit einem fröhlichen Ballspiel in den Tag. So kommen die müden Glieder in Bewegung und die Kühle aus dem Körper. Es dient zugleich als Namenkennlernspiel, wobei wir versuchen Paul den Baum, Hans die Hecke und Peter den Pfosten unversehrt zu lassen.
2 Stunden später am Laasenturm treffen wir auf eine weitere Kinderklettergruppe. Sie sind vom SBB. Mit einer freundlichen Kommunikation arrangieren wir uns schnell und beklettern den kleinen Turm von allen Seiten. Für die meisten Kinder ist es tatsächlich der erste Kontakt mit dem sächsischen Sandstein. Das ist natürlich eine Herausforderung. Die in den runden Löchern versteckten Griffe muss man erst einmal finden. Den Füßen gilt es auf der Reibung des Sandsteins zu vertrauen. Und dann auch noch all dieses andere Gedöns von wegen: „Agnes, wo sind hier eigentlich die Haken?“ und „Wie kommen wir hier wieder runter?“ Da ist ganz schnell viel Aufregung und auch ein bisschen Angst vorhanden. Selbst die Erwachsenen ringen mit sich. Dennis, der so unglaublich gern für uns alle kocht, vor Höhe aber einen heiden Respekt hat, wächst hier heute über sich hinaus. Zwei Mal nimmt er vergeblich Anlauf an der Südostwand. Über die Ostkante gelingt ihm dann sein erster sächsischer Gipfel. Auch die Kinder, von groß bis klein, entwickeln mit jedem Weg mehr Vertrauen in den Stein, die Kletterei, das Material und die Abläufe auf dem Gipfel. Ich blicke in fröhliche Gesichter.
Auf dem Heimweg werden die Energiereserven mit einem Eis wieder aufgefüllt und im Hostel Hinterland hat Christoph den großen Pizzaofen bereits angeheizt. Aus den vorbereiteten Teiglingen werden hier mittels „busfahrerkreiselnden“ Bewegungen Pizzaböden geformt und ganz individuell belegt. Falk und Valentin wechseln sich im Bestücken des Pizzaofens ab. Das klappt tatsächlich erstaunlich gut. In dem ca. 230 Grad warmen Ofen brauchen die Pizzen nur 2 bis 3 min und sind verzehrfertig. Nur die Calzone liegt dann wohl doch etwas nah an der Glut. Die fängt ganz unvermittelt ein bisschen Feuer.
Für den Sonntag haben wir uns den Papststein als Ziel ausgeguckt. Nachdem alle Betten abgezogen, die Zelte und Schlafsäcke wieder verpackt sind, geht es die Stufen zum Papststein hinauf. Da kann man schon mal den Abzweig zum Kletterfelsen übersehen und dafür ein paar Extrahöhenmeter steigen. Schnell sind wir aber wieder vollzählig und erobern uns den Papst über die Sonntagsvesper und den Scherbelweg.
Als große Gemeinschaftsaufgabe wagen wir uns alle zusammen, Kinder und Eltern, über den Alten Weg auf den Papststein. Was für uns erfahrene Kletterer wie ein leichter Zustieg anmutet, ist für manche Eltern hier heute eine echte Herausforderung. Wieder einmal machen wir die Erfahrung, wie gut uns solche Aufgaben mit gemeinsamer Unterstützung gelingen. Die ganze Gruppe auf dem Gipfel! Was für ein Erlebnis. Ganz spontan lernen einige Eltern bei der Gelegenheit das Abseilen und für Dennis ist es sogar schon der zweite sächsische Gipfel. Ob er das am Freitag Abend für möglich gehalten hätte? Gegen 15:00 Uhr stehen alle großen und kleinen KletterInnen wieder unversehrt auf dem Parkplatz zwischen Gorisch und Papststein und treten die Heimreise an.
Ich für mein Teil genieße die Heimfahrt per Rad nach Dresden. Es war wieder einmal ein schönes erlebnisreiches Wochenende.
Agnes, 27. Mai 2025