“Jetzt wird’s schwer! Wie immer”

„Agnes? Warum können wir nicht um 10:00 Uhr mit der S-Bahn fahren?“

„Weil es immer zeitig los geht, wenn man mit Agnes eine Bergtour macht! Und außerdem sind die Tage doch jetzt so kurz und wir wollen was erleben.“ so Toms folgerichtige Antwort am Freitagabend.

Tatsächlich bin ich mir am Samstag morgen auch nicht mehr ganz so sicher, ob die S-Bahn um 7:29 Uhr zu nehmen nicht doch ein bisschen zu ambitioniert war. Die müden Gesichter der Kinder und Eltern sprechen Bände, ausgeschlafen hat hier keiner. Wir fahren bis Krippen und setzen mit der Fähre über nach Postelwitz. Das Schrammtor ist unser erstes Tageszwischenziel, wo uns Tom bereits erwartet. Mit ihm sind wir nun 15 Personen von klein bis groß und 7 bis 50 Jahren.

Den vagen Plan hier am Bierdeckel einen Kletterstopp einzulegen, hat das nunmehr über uns hereingebrochene kühle, feuchte Herbstwetter zuverlässig verhindert. Die Felsen sind nass. Aber aus dem letzten Jahr kennen wir es bereits: Pläne werden agil adaptiert. So machen wir heute an dieser Stelle eine Stiegentour aus dem Kletterplan.

Nach einer ersten der vielen Gummibärchenpausen im Schrammtor geht es auch fast nahtlos weiter. Der Wildschützensteig bringt uns eine Etage höher.

Bevor es zur Schrammsteinaussicht hinauf geht, gibt es – ganz klar – noch eine nächste kurze Teetrinkpause.

Der Himmel wird langsam heller, es klart auf. Der Wetterbericht prophezeit, dass es heute bedeckt bleiben wird. Der Nieselregen von heute Morgen hat aber aufgehört.

 Nach einem ausgiebigen weiten Rundumblick geht es für uns weiter auf dem Gratweg. Am Abzweig zur Affensteinprommenade wird gemeinschaftlich auf die Wanderkarte geguckt.

„Sind wir richtig?“

„Wie weit ist es denn noch?“

Ja, wenn man das immer so genau wüsste! Wie weit ist es denn noch bis zur Häntzschelstiege?

Die obere Affensteinprommenade führt uns vorbei am Domkessel zum kleinen Prebischtor. Hier, wie sollte es anders sein, die nächste Pause. Es ist Mittag. Ein paar wenige Wegbiegungen später stehen wir am Einstieg zum oberen Teil der Häntzschelstiege. Hier stehen auch schon ein „paar mehr“ Menschen. Wo kommen die denn jetzt her? Der Einstiegsspalt ist mit mehr oder weniger überforderten WanderInnen verstopft. Wir legen erst einmal die mitgebrachten Gurte an, verteilen Klettersteigsets und Selbstsicherungen. Dann verstopfen wir den Einstiegsspalt.

Die Stimmung ist breit aufgefächert. Von euphorisch bis klaustrophobisch angespannt ist hier alles dabei. Wie immer funktioniert es mit gegenseitiger Unterstützung sehr gut. Von so manchem unsicheren fremden Wanderer werden unsere Kletterkinder bestaunt, wie behände sie die Leitern bewältigen. Am Ausstieg blicke ich in glückliche, stolze Gesichter.

Inzwischen ist mit 14:00 Uhr der Tag schon fortgeschritten. Die frühe S-Bahn zu nehmen, so meine Erkenntnis, war schon die richtige Entscheidung. Da unser Tagesziel die Vereinshütte des KV Waltersdorf in Mittelndorf ist, ist es an der Zeit, den kürzesten Abstieg ins Kirnitzschtal zu finden. Dafür bietet sich die Wolfsfalle an. Hier sind noch einmal alle gefordert. Der verstecke Abstieg ist steil und auch ein bisschen schmierig.

„Jetzt wird’s schwer. Wie immer!“ konstatiert Line.

Großartig, wie die Jugend der Klettergruppe an solchen Stellen den Jüngsten gegenseitig unterstützend und helfend beisteht. So können sich die hier gut gefordert Eltern und Erwachsenen auf sich konzentrieren.

Für den letzten Aufstieg müssen noch einmal alle Energiereserven mobilisiert werden. Irgendwie vergesse ich bei meiner Planung immer wieder, wie lang sich dieser letzte Abschnitt bis nach Mittelndorf zieht. Steil geht es bergauf und alle kurzen und langen Beine steigen tapfer hinauf. An der Hütte angekommen stehen 19,8 km und 714 hm auf meiner Uhr. Eine stolze Leistung für die jungen Beine.

In der Hütte ist von den Kindern schon nach wenigen Minuten nichts mehr zu sehen. Sie sind im Bettenlager verschwunden und kommen erst wieder raus, als dank unseres lieben Kochs die warmen Nudeln mit der Tomatensoße auf dem Tisch stehen. Ein langer Hüttenabend wird es auch bei den Erwachsenen nicht.

„Wandern macht Spaß!“ erklärt uns Florian am nächsten Morgen beim Frühstück. Der Sonntag beschenkt uns mit herrlichem Sonnenschein und klarer Sicht. Nachdem wir gemeinsam die Hütte aufgeräumt und das Gepäck wieder bei Tom ins Auto gepackt haben, laufen wir über den Panoramaweg nach Bad Schandau. Die S-Bahn bringt uns am frühen Nachmittag nach Dresden zurück.

Rückreiseresümee der Teilnehmer zur Tour:

„Was für ein schöner Abschluss. So ein schöner Panoramaweg!“ - Henning

„Für mich war alles neu“ - Antje

„Ich habe besser geschlafen, als zu Hause.“ - Vivien

„Ich habe ein Muskelkater wie lange nicht.“ - Claudia

„Ich habe noch nie so einen krassen Abstieg gemacht. Das hat sich richtig wie wandern angefühlt.“ - Dennis

„Ja, ich fand’s schon gut. Das nächste Mal ein bisschen mehr und länger klettern. Der Runterweg hat mir besonders gut gefallen.“ - Florian

„Ich fand’s super. Ein bisschen anstrengend, aber gut.“ - Line

„Grenzen austesten.“ - Nova

 Agnes, Oktober 2024

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„Sch....*, die Calzone brennt!“